Die Methode wurde vom Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung in Kooperation mit Yad Vashem konzipiert und erstellt. Die Methode findet ihr im PDF Format hier: Indirekter Einstieg
Auch diese Methode dient dem Einstieg in das Thema Antisemitismus. In dieser Variante geht der Arbeit zum Thema jedoch noch ein Schritt voran. Oft ist die Arbeit zu Antisemitismus
mit Widerständen und Ablehnung verbunden. Die folgende Variante wird für Gruppen empfohlen, bei denen Lehrer*innen davon ausgehen, dass die Lernenden dem Thema von vornherein Widerstand oder Ablehnung entgegenbringen. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn bestimmte Schüler*innen in der Gruppe selbst Diskriminierung erlebt haben (könnten) und dieser Erfahrung nicht genug Raum gegeben wurde. Für diese Ausgangssituation sollte nicht der oben beschriebene, direkte Einstieg in das Thema Antisemitismus gewählt werden (Variante 1), sondern über die Themen Ausgrenzung und Diskriminierung ein Zugang eröffnet werden. Oft können Teilnehmende, die selbst Diskriminierungs- oder Ausgrenzungserfahrungen gemacht haben, sich an diese auch erinnern und sie anschaulich beschreiben. Durch eine offene Einstiegsdiskussion über Diskriminierung wird den Lernenden die Möglichkeit geboten, sich in Beziehung zu dem Thema zu setzen und eigene Erfahrungen wie auch Vorstellungen in den Raum zu stellen. Erst danach folgt die Aufstellungsübung zu
Antisemitismus wie in Variante 1 des direkten Einstiegs beschrieben.
Vier Ecken (Aufstellung)
Ziel der Übung ist die Auseinandersetzung der einzelnen Teilnehmenden mit ihren Begegnungspunkten mit dem Thema. Darüber hinaus werden durch die Aufstellung die einzelnen Positionierungen der Teilnehmenden sichtbar, was unmittelbar zum Austausch einlädt. So wird ein gemeinsamer Diskussionsraum eröffnet. Die Methode bietet einen erfahrungsbasierten Einstieg in die weitere Auseinandersetzung mit Antisemitismus. Durch eine vorgelagerte Diskussion zu den Themen Ausgrenzung und Diskriminierung werden die Schüler*innen angesprochen, die aus unterschiedlichen Gründen einen unmittelbaren Einstieg in das Thema Antisemitismus ablehnen könnten.
– möglichst freier Raum
– Materialien ausdrucken
– Kopien der vier Aussagen und der Begriffe „Diskriminierung“, „Ausgrenzung“ sowie „Antisemitismus“ auf DIN A4 Blättern; die Aussagen können auch per Hand auf Papier etc. notiert und ausgelegt werden. Hier findet ihr die Kopiervorlagen: MaterialienKopiervorlagen (Indirekter Einstieg)
– Moderationskarte #1 – Reflexion und Zusammenfassung & Diskussion. Hier findet ihr die Moderationskarte: Moderationskarte (Indirekter Einstieg)
Stuhlkreis, Aufstellung
20–45 Minuten
Im Stuhlkreis werden die Schüler*innen eingeladen, zu den Begriffen Ausgrenzung und Diskriminierung Stellung zu nehmen und das Thema zu diskutieren. Beide Begriffe werden als Ausdruck gut sichtbar für alle in der Mitte des Stuhlkreises auf den Boden gelegt. Für diese Diskussion steht Moderationskarte #1 – Diskussion zum Thema Ausgrenzung und Diskriminierung zur Verfügung. Abschließend fasst die Lehrkraft die Diskussionsergebnisse zusammen und verweist auf verschiedene Ausgrenzungsformen. Hierüber leitet sie dann zu dem spezifischen Thema Antisemitismus über.
Die Methode wird in Form einer Aufstellung durchgeführt. Bei einer Aufstellung werden die Teilnehmenden, eingeladen zu einem Thema Stellung zu nehmen, indem sie sich physisch im Raum aufstellen und damit im Wortsinn positionieren. So kann man z.B. durch räumliche Nähe Zustimmung zu einer Aussage ausdrücken, und durch Abstand inhaltliche Distanzierung.
Die ausgedruckten Blätter mit den vier Aussagen werden im Raum verteilt. Jeder Ausdruck wird in eine Ecke des Raumes gelegt. Das ausgedruckte Blatt mit dem Begriff Antisemitismus wird in die Mitte des Raums gelegt. Die Lehrkraft führt in die Methode ein, indem sie die Aufgabenstellung anmoderiert. Dies sollte in jedem Fall die Ankündigung umfassen, dass das Thema heute Antisemitismus ist. Je nach Wissensstand der Gruppe muss unter Umständen der Begriff „Antisemitismus“ kurz geklärt werden (siehe Vorüberlegungen, Kapitel 2, S. 6). Die Lehrkraft liest die einzelnen Aussagen vor und bittet die Schüler*innen, sich zu der für sie zutreffenden Aussage zu stellen. Sollten mehrere Aussagen auf sie zutreffen, steht es den Schüler*innen frei, sich auch entlang der Zwischenräume zu positionieren.
Nach der Aufstellung erfolgt eine gemeinsame Auswertung. Die Lehrkraft fragt die Schüler*innen, warum sie für sich diese Positionierung gewählt haben. Dabei ist es wichtig, auf die Dynamik in der Gruppe zu achten und mögliche Spannungen rechtzeitig aufzufangen. Es ist ratsam, danach zu fragen, ob und in welcher Ausführlichkeit die Beteiligten ihre Positionen mit anderen Beteiligten teilen möchten. Je nach Dynamik in der Gruppe wird es notwendig sein, einzelne Schüler*innen gezielt anzusprechen, während andere ihre Position spontan und unaufgefordert erläutern. Wichtig ist es hier, das Vertrauen der Schüler*innen den anderen gegenüber gut einzuschätzen, so dass niemand sich in einer unsicheren Situation wiederfindet. Es ist auch darauf zu achten, dass einzelne Schüler*innen nicht exponiert werden, dies vor allem bei der Aussage: „Ist mir schon begegnet“. Wenn die Schüler*innen von sich aus freiwillig mit der Gruppe ihre Erfahrungen teilen wollen, sollte dies wertschätzend aufgenommen werden. Keinesfalls sollten Schüler*innen dazu gedrängt werden, Erfahrungen zu teilen, wenn sie dies nicht wollen. Aussagen von Schüler*innen sollten weder positiv noch negativ bewertet werden. Ein wertschätzender Umgang miteinander bietet die Grundlage für die erfolgreiche Durchführung dieser Übung.
Es kann wieder im Stuhlkreis Platz genommen werden. Die Aussagen der Schüler*innen werden von der Lehrkraft an dieser Stelle nicht weiter kommentiert, da die Wirkung der Übung dadurch geschmälert werden kann. Die Lehrkraft sollte schließlich darauf eingehen, dass die in der Aufstellung sichtbar gewordene Komplexität nicht nur in dieser Gruppe, sondern in der Gesellschaft vorhanden ist.
Für diese Diskussion steht die weiter oben hinterlegte “Moderationskarte #1 – Reflexion und Zusammenfassung” zur Verfügung.