In dieser Arbeitsphase soll den Lernenden die Möglichkeit geboten werden, sich mit antisemitisch konnotierten Situationen auseinanderzusetzen und Handlungsoptionen abzuwägen sowie einzuüben. In jedem einzelnen Fallbeispiel konkretisiert sich die gesellschaftliche Realität und wird auf diese Weise greifbarer und zugänglicher. Die Annäherung an die jeweiligen Situationen
schafft im Idealfall einen bedeutsamen Raum für Reflexion und Perspektivenübernahme. Sie ermöglicht eine theoriegeleitete Reflexion einer pädagogischen und sozialen Situation unter Einbeziehung eigener Fragen und Erfahrungswerte.
Die Methode wurde vom Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung in Kooperation mit Yad Vashem konzipiert und erstellt. Die Methode findet ihr im PDF Format hier: Methode Fallarbeit
Bei der Arbeit mit den Fällen ist auf Folgendes zu achten:
– Reproduktionsstopp anstreben: Kommt es bei der Fallbesprechung oder Fallanalyse zu stereotypisierenden Beschreibungen, ist es wichtig diese in ihrem antisemitischen Gehalt zu erkennen und zu unterbrechen bzw. die Gruppe darauf aufmerksam zu machen.
– Generalisierung minimieren: Erfahrungen und Umgangsweisen von Betroffenen in einzelnen Situationen sollen nicht generalisiert werden. Menschen machen unterschiedliche Erfahrungen und reagieren auch unterschiedlich auf ähnliche Vorkommnisse.
– Abwertung vermeiden: Im Fokus stehen nicht die tatsächlichen oder vermeintlichen Verhaltensweisen von Jüdinnen*Juden, sondern die Rahmenbedingungen und Strukturen sowie Verhaltensweisen von anderen Beteiligten.
Die Lernenden sollen
– in der Lage sein, Antisemitismus zu identifizieren und den antisemitischen Gehalt bzw. eventuelle historische Kontinuitäten zu benennen.
– sensibilisiert werden für die unmittelbaren und weiterreichenden Auswirkungen von Antisemitismus für die Betroffenen.
– in der Lage sein, die unmittelbaren und weiterreichenden Auswirkungen von Antisemitismus für die anderen Beteiligten (Zuschauer*innen, Zuhörer*innen) einzuschätzen.
1. Für die Teilnehmenden:
– 13 Karten mit Fallbeispielen (Die Teilnehmenden bekommen nur die Fälle in der Box, nicht die Zusatzinformationen) und Diskussionsimpulsen für die Gruppenarbeit . Die Fallbeispiele und Diskussionsimpulse findet ihr hier: 13 Fallbeispiele / Arbeit mit Fallbeispielen
– Arbeitsblatt Antisemitismus. Die Kopiervorlage findet ihr hier: Arbeitsblatt Antisemitismus
– 13 Plakate oder Flipchart-Papiere, Stifte und Marker in verschiedenen Farben
2. Für die Durchführenden:
– 13 Karten mit Fallbeispielen einschliesslich Zusatzinformationen (große Karten). Die Kopiervorlagen findet ihr hier: 13 Fallbeispiele
– Moderationskarte #2 für die Auswertungsphase. Diese findet ihr hier: Moderationskarte #2 Antisemitismus
– Tafel (optional auch Whiteboard oder Flipchart) zur Visualisierung der Auswertung
Arbeit in Kleingruppen, dann Zusammenführung im Plenum. Die Kleingruppen sollten in etwa die gleiche Gruppenstärke haben.
90–135 Minuten
1. Schritt: Einstiegsphase/Einteilung der Gruppen (20–30 Minuten)
Die Fallbeispiele werden im Klassenraum ausgelegt. Anzahl und Auswahl der zu bearbeitenden Fallbeispiele werden durch die Lehrkraft festgelegt. Die Schüler*innen lesen alle Fallbeispiele durch und stellen sich zu dem Fall, der sie besonders interessiert bzw.
anspricht. Auf freiwilliger Basis kann nun jede*r Teilnehmende erläutern, warum der Fall ihn*sie interessiert. Option: Je nach Einschätzung der Lernsituation kann dieser Schritt auch weggelassen werden. Die Lehrkraft teilt dann die Fallbeispiele den Kleingruppen zu.
2. Bearbeitungsphase (30 Minuten)
Die Kleingruppen ziehen sich nun mit ihrem jeweiligen Fall in die Gruppenphase zurück und bearbeiten die Diskussionsimpulse. Nach der Gruppendiskussion und Bearbeitung der Fragen sollen die Teilnehmer*innen in den Kleingruppen eine kurze Vorstellung ihres
Falles vorbereiten und eine*n Sprecher*in für die Vorstellung im Plenum bestimmen. Zur Unterstützung der Präsentation kann es hilfreich sein, wenn jede Kleingruppe auf einem Poster oder Flipchart-Papier ihre Gedanken strukturiert und festhält.
3. Präsentationsphase (30 Minuten)
Nun erfolgt die Präsentation der einzelnen Gruppen. Nach jeder Präsentation bettet die Lehrperson die einzelnen Fälle in den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Kontext ein, damit die Situation nicht individualisierend als Einzelfall betrachtet wird,
sondern als Teil gesellschaftlicher Wirklichkeit, die die Teilnehmenden umgibt. Dabei soll darauf geachtet werden, dass die in den Situationen enthaltenen Stereotypisierungen nicht verstärkt, sondern kritisch eingeordnet werden. Zur Unterstützung der Moderation
sind für Durchführende auf jeder Karte zentrale Aspekte und Informationen zum Kontext angeführt.
4. Auswertungsphase (30 Minuten)
Wenn alle Gruppen ihre Fälle vorgestellt haben, werden gemeinsam die zentralen Aspekte der Fälle zusammengefasst. In einer moderierten Plenumsdiskussion soll ein Schaubild erstellt werden, um die zentralen Erkenntnisse hervorzuheben, die aus den Fällen
gezogen werden können. Das Schaubild kann entlang der folgenden drei Dimensionen und den dazugehörigen
Leitfragen erarbeitet werden:
Dimensionen Leitfragen
Erscheinungsformen → Wie zeigt sich Antisemitismus?
Wirkungen → Wie wirkt Antisemitismus auf Betroffene?
Funktion → Was haben Menschen davon, antisemitisch zu denken, zu sprechen und zu handeln?
Die Teilnehmenden können gleichzeitig mit der Erstellung des Schaubilds ihr eigenes Arbeitsblatt erstellen. Dazu kann das Arbeitsblatt Antisemitismus ausgegeben werden. Für Durchführende steht die “Moderationskarte #2 – Antisemitismus” zur Verfügung.